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NRW-Wahl am 15. Mai 2022 - Positionen der Kandidaten Wir haben nachgefragt: Seit mehreren Jahren setzen wir uns dafür ein, dass auf der Haller-Willem-Bahnstrecke (Osnabrück – Halle – Bielefeld) der Halbstundentakt über Bielefeld-Halle hinaus auch für Borgholzhausen und bis Osnabrück verwirklicht wird. Zur Reaktivierung des Bahnverkehrs zwischen Dissen und Osnabrück im Jahr 2005 war von den Aufgabenträgern in NRW und Niedersachsen angekündigt worden, das NRW-Niveau mit dem Halbstundentakt zugrunde zu legen. Dass bis jetzt zwischen Halle und Osnabrück noch immer nur stündlich gefahren wird, bedauern insbesondere Firmen wie Storck und Gerry-Weber in Halle und deren Beschäftigte, wo aufgrund der Zeit zwischen Bahnankunft und Arbeitsbeginn sowie Arbeitsende und Bahnstart beim Berufsweg vielfach lieber zum Auto gegriffen wird. Auch im Zusammenhang mit der angestrebten Verkehrswende erscheint ein stündliches Angebot zwischen den beiden Oberzentren als nicht ausreichend. Bemühungen für die Ausweitung des 30-Minuten-Taktes sind im Gange. So ist im Rahmen einer S-Bahn-Konzeption OWL, erstellt durch den Aufgabenträger NWL, dieser Takt eingeplant. Und bis Jahresende ist entsprechend die Fertigstellung einer Betriebsprogrammstudie zu erwarten, wie ein schneller Regionalexpress als Ergänzung des bestehenden Fahrplans zu verwirklichen ist. Erforderlich sein werden dafür weitere Streckenabschnitte mit Zweigleisigkeit, wo sich die Züge begegnen können, so zwischen Borgholzhausen und Dissen. Dieser Ausbau kostet Geld. Damit keine zeitlichen Verzögerungen eintreten, müssen die Mittel dafür rechtzeitig eingeplant werden. Hier die Antworten! Dr. Mechthild Frentrup (CDU): Mit Ihren Bemühungen für einen 30-Minuten-Takt auf der gesamten Strecke des Haller Willem von Osnabrück bis Bielefeld sprechen Sie ein überaus wichtiges Thema an. Um eine Verkehrswende hin zu klimafreundlicheren Mobilitätsformen und weniger Individualverkehr zu erreichen, ist ein attraktives Angebot notwendig – insbesondere im ländlichen Raum. Hervorragend finde ich außerdem Ihren Ansatz, auf einer bestehenden Strecke das Angebot durch eine bessere Taktung attraktiver zu gestalten. Denn lange Wartezeiten führen leider viel zu häufig dazu, dass die Menschen doch lieber das eigene Auto benutzen anstatt auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Eine Verhaltensänderung klappt nur dann, wenn das Angebot stimmt. Meiner Meinung nach ist die Attraktivität eines Angebots umso höher, wenn neben der Taktung auch der Preis stimmt. Darüber hinaus müssen Fahrpläne besser synchronisiert werden, damit auch Umstiege von der Kurz- auf die Mittel- und Langstrecke ohne größere Wartezeiten funktionieren. Die Digitalisierung wird hier einen weiteren Schub bringen auch mit Blick auf die komfortable Buchung von Tickets und Fahrtrouten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Haller Willem ein hervorragendes Bindeglied zwischen den Städten und Gemeinden darstellt und über die Anbindung an Bielefeld und Osnabrück auch die Anbindung an die Hauptbahnhöfe als Drehkreuz in alle Himmelsrichtungen funktioniert. Ich nutze häufig die Verbindung von Steinhagen nach Bielefeld und weiter nach Berlin (hoffentlich in Zukunft auch in Richtung Düsseldorf). Über Osnabrück könnte ich in Richtung Hamburg fahren. Meine Antwort auf Ihre Anfrage lautet also: Ich unterstütze die höhere Taktung auf der gesamten Strecke voll und ganz. Im nächsten Schritt sollten nun zwei Aspekte genauer betrachtet werden, um eine optimale Lösung zu finden: 1. Streckenbelastung: Sind die vorhandenen Gleise einer höheren Frequenz gewachsen? Streckenweise gibt es meines Wissens nur einen Gleisstrang, so dass sich Züge nur in den Bahnhöfen ausweichen können. Der Begegnungsverkehr muss also sehr exakt getaktet werden. Anderenfalls bringen Verspätungen den Fahrplan durcheinander, führen zu unnötigen Wartezeiten und Frust bei den Reisenden. 2. Bedarfsanalyse: Wie viele Personen nutzen den Haller Willem auf der Strecke regelmäßig, beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit? Je höher der Bedarf, desto attraktiver ist natürlich auch ein Streckenausbau. Die CDU setzt sich auf Landesebene heute schon für den Ausbau des Schienenverkehrs in NRW ein. Verkehrsministerin Ina Brandes hat dazu bereits Anfang diesen Jahres die Zielnetzkonzeption 2032/2040 im Verkehrsausschuss des Landtags vorgestellt. Meines Wissens nach ist dort die Strecke des Haller Willem von Bielefeld bis Osnabrück als wichtiges Bindeglied bereits aufgenommen worden. Über die Fortsetzung der Diskussion in einem persönlichen Gespräch würde ich mich sehr freuen und hoffe auf viele Stimmen für mein Direktmandat im Wahlkreis 94 am 15. Mai.
Thorsten Klute (SPD): Der öffentliche Nahverkehr muss massiv ausgebaut, modernisiert und für alle bezahlbar werden und muss eine echte Alternative zum Auto darstellen, besonders auch abseits der Zentren. Mobilität ist für uns ein zentraler Baustein der Daseinsvorsorge, Voraussetzung für gleichwertige Lebensverhältnisse und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Logistikstandorts Nordrhein-Westfalen. Deshalb werden wir im großen Stil in die öffentlichen Verkehrsangebote und in die Verkehrsinfrastruktur in NRW investieren. Eine höhere Taktung an wirtschaftlich wichtigen Standorten, wie den Firmen Storck und Gerry-Weber, sowie die Reaktivierung bereits bestehender Verbindungen halte ich für absolut wichtig und richtig. Darüber hinaus brauchen wir auch clevere und umweltschonende Lösungen für die letzte Meile vom Bahnhof nach Hause. Dafür brauchen wir mehr umsetzbare Ideen, wie E-Car-Sharing oder Shuttle Services. Ich will im Landtag die richtigen Weichen stellen, damit die Kommunen bei so wichtigen Projekten gut unterstützt werden.
Romy Mamerow (Grüne): Ich persönlich nutze überwiegend den ÖPNV, da ich selbst keinen Führerschein besitze. Gerade während des aktuellen Wahlkampfs und meinen vielen Fahrten durch den Altkreis Halle, habe ich das eine oder andere Mal die durchgängige Taktung vermisst und, nicht daran denkend, unnötig Zeit auf dem Bahnhof verbracht. Grundsätzlich unterstützen wir Grünen seit Jahren/seit Jahrzehnten die Modernisierung und den Ausbau dieser Bahnlinie, sowie die Bemühungen, den Halbstundentakt durchgängig zu realisieren. Mit der Neuausschreibung ergibt sich die Chance, in Zukunft ein verbessertes Angebot auf dem gesamten Streckenabschnitt zu realisieren und auf ein alternatives Antriebssystem umzusteigen. Wir Grüne werden auch weiterhin mit aller Kraft daran mitwirken und selbstverständlich auch für die Bereitstellung der notwendigen Finanzmittel streiten. Wir halten vor dem Hintergrund einer notwendigen Verkehrswende die Ertüchtigung von Bahnstrecken für essenziell. Der Nahverkehr muss schnell, zuverlässig und komfortabel angeboten werden. Wir setzen uns für einfache, digitale und kostengünstige Bezahlsysteme ein, damit sich ein Umstieg für alle lohnt. An der Haller Willem Strecke sind große Firmen angesiedelt, wie z. B. die Fa. Storck in Halle, deren Mitarbeitende durch einen Halbstundentakt ein attraktives Angebot für einen Umstieg erhalten würden. Auch in Borgholzhausen sind im Interkommunalen Gewerbegebiet in großer Nähe zur Bahnlinie bedeutende Firmen ansässig, die ebenfalls stark profitieren würden. Die neue Mobilstation in Borgholzhausen ist ein wertvoller Beitrag zur Verkehrswende. Das zukunftsträchtige Konzept mit dem Linien-E-Carsharing ist beispielgebend und eine Aufwertung des Haller Willem. Wir Grüne werden uns auch zukünftig für einen modernen ÖPNV einsetzen und Ihre Bemühungen, den Haller Willem zukunftsfähig und attraktiv zu organisieren, nach Kräften unterstützen und die Finanzmittel bei einer Regierungsbeteiligung zur Verfügung stellen.
Martina Schneidereit (FDP): Zunächst möchte ich Ihnen meine grundsätzliche Einstellung zum Thema Verkehrspolitik darlegen: ich trete ein für ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer, also MIV, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr. Eine einseitige Politik zu Lasten einzelner Verkehrsmittel lehne ich ab, insbesondere vor dem Hintergrund, dass gerade im eher ländlichen Raum auf absehbare Zeit ein Verzicht auf das Auto aus meiner Sicht kaum möglich sein wird. Ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer bedeutet für mich aber auch, dass das Angebot des ÖPNV schrittweise ausgebaut werden muss, was für die Bahnstrecke „Haller Willem“ von Bielefeld über Halle Westfalen nach Osnabrück ein erhebliches Potential birgt. Um dieses Potential zu nutzen, ist für mich ein Halbstundentakt über Bielefeld - Halle Westfalen bis nach Osnabrück unbedingt erforderlich. Erst dann können auch die bereits erfolgten Investitionen entlang der Bahnstrecke, wie z.B. für Mobilstationen und Park-and-Ride Parkplätze, ihre volle Wirkung erzielen. Diesen entscheidenden Schritt nicht zu gehen, würde im wahrsten Sinne des Wortes bedeuten, auf halber Strecke anzuhalten. Im Falle meiner Wahl in den Landtag von NRW werde ich mich dafür einsetzen, dass die erforderlichen Mittel zur weiteren Investition schnellstmöglich zur Verfügung gestellt werden, damit die Planungen zügig umgesetzt werden können.
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