DAS HALLER-WILLEM-ABC
 

A wie Aufgabenträger

Verantwortlich für den Haller Willem sind das Land Niedersachsen mit seiner Landesnahverkehrsgesellschaft LNVG und der Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe als regionaler Zweckverband mit Sitz in Bielefeld. Diese Organisationen planen und bestellen als gesetzlicher Aufgabenträger den Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Sie finanzieren ihre Arbeit mit vom Bund gezahlten Regionalisierungsmitteln. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit erfolgt die Bestellung der Zugleistungen zunehmend im Wettbewerb durch europaweite Ausschreibungen. Zuständig für den Betrieb von Zügen und Strecken bleiben nämlich die jeweiligen Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen. Mit ihnen werden Finanzierungsverträge abgeschlossen, in denen die Bezuschussung von Nahverkehrsleistungen sowie die Investitionen in Schienenfahrzeuge, Bahnhöfe und Strecken langfristig geregelt werden. Im Jahr 2000 hat die LNVG die Möglichkeit untersucht, zusätzliche Strecken in Niedersachsen für den SPNV zu reaktivieren. Nach einer Abwägung von Fahrgastpotenzial mit Investitions- und Betriebskosten schlug sie den Haller Willem als einzig mögliche Strecke in Niedersachsen vor.
 

B wie Busverkehr

Mit der Reaktivierung des Haller Willem wurde auch der seit Jahren bewährte „Südkreis-Takt“ zwischen Osnabrück und Dissen-Bad Rothenfelde überarbeitet. Bis auf die Fahrten des Schnellbusses, der über die A33 nach Osnabrück fuhr, wurden aber keine Busfahrten im Landkreis Osnabrück gestrichen. Auch wenn bereits neue Linienführungen und teilweise auch Umsteigemöglichkeiten zur Bahn geschaffen wurden, bleibt eine noch engere Verzahnung beider Angebote im Landkreis Osnabrück eine wichtige Aufgabe. Für Bad Rothenfelde ist beispielsweise die Einführung eines modernen Ortsbusses in der Diskussion, der für Kur- und Tagesgäste zwischen Bahnhof, Zentrum und Klinken pendelt. In NRW fällt die Integration beider Angebote einfacher, weil der VVOWL sowohl für den Bahn- als auch den Busverkehr im Kreis Gütersloh zuständig ist.
 

C wie computergestützte Betriebssteuerung

Früher gab es auf jedem Bahnhof des Haller Willem Bahnbeamte, die als Fahrdienstleiter Weichen und Signale stellten und die Zugfolge festlegten. Der neue Haller Willem hat in Niedersachsen nur noch einen Kreuzungsbahnhof (X-Bahnhof) in Wellendorf. Vor Ort gibt es aber kein Personal mehr – die Datenautobahn macht’s möglich: der Bahnhof Wellendorf wird von der Betriebszentrale der Nordwestbahn im Osnabrücker Hafen aus ferngesteuert. Alle übrigen elektronischen Anlagen wie Lichtzeichen und Schranken an den Bahnübergängen funktionieren vollautomatisch. In Nordrhein-Westfalen sind während einer Übergangszeit noch die Bahnhöfe in Quelle, Steinhagen und Halle mit Fahrdienstleitern besetzt, danach wird dieser Streckenteil ebenfalls aus einem elektronischen Stellwerk ferngesteuert.
 

D wie Dampfzüge

Viele Eisenbahnfreunde schwärmen davon, einen Dampfzug über den bei Eisenbahnern berüchtigten „Kleinen Brenner“ bei Hankenberge keuchen zu sehen. Die Qualität des Angebots auf dem Haller Willem ist montags bis samstags allerdings so dicht, dass keine zusätzlichen Fahrten möglich sind – es fehlt an X-Bahnhöfen mit Kreuzungmöglichkeiten. Nur sonn- und feiertags lässt der Fahrplan derzeit Lücken für nostalgische Züge. Zu verschiedenen Anlässen wie Nikolaus oder dem Haller Stadtfest kommen die Dampfzüge aber fast regelmäßig auf dem Haller Willem zum Einsatz. Weitere Infos zu den Dampfzügen finden Sie bei den Museumsbahnvereinen der Region siehe Linksammlung.
 

E wie erster Spatenstich

Der „erste Spatenstich“ ist am 13. Februar 2004 in Sutthausen erfolgt. Der Staatssekretär im Niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Manfred Werren, demontierte gemeinsam mit Landrat Manfred Hugo und Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip das erste Gleisstück. Direkt im Anschluss begann gemäß der offiziellen Zeitschiene die Demontage der alten Gleise.
 

F wie Fahrgastpotenzial

Die volkswirtschaftliche Untersuchung des Aufgabenträgers LNVG hat für den Korridor Bielefeld – Dissen – Osnabrück ein maximales Potenzial von 3.600 Fahrten pro Tag errechnet. Das wären rund 62 Fahrgäste pro Zug. Knapp die Hälfte davon nutzt heute den Busverkehr, weitere 1.800 Fahrten sollen von bisherigen Pkw-Fahrern verlagerbar sein. Fachleute gehen davon aus, dass diese Höchstwerte nicht schon am ersten Betriebstag erreicht werden, sondern sich erst nach einer Anlaufphase einstellen. Dazu könnten auch eine höhere Qualität des Angebots oder ein weiterer Ausbau des Haller Willem im Rahmen der OS-Bahn beitragen.
 

G wie Güterverkehr

Güterverkehr ja oder nein? An dieser Frage haben sich in der Vergangenheit regelmäßig Diskussionen entzündet. Fest steht zunächst, dass die Georgsmarienhütte auf absehbare Zeit weiter über die Hüttenbahn nach Hasbergen an das Eisenbahnnetz angeschlossen bleibt. Die Idee, das Stahlwerk über eine neue Brücke in Malbergen direkt von Osnabrück aus zu bedienen, wird zunächst nicht weiter verfolgt. Der Neubau der Haller-Willem-Strecke lässt einen Achsdruck von 22,5 t zu und ist damit grundsätzlich auch für Güterverkehr geeignet. Zwei Gründe sprechen allerdings dagegen, dass in naher Zukunft wieder Güterzüge zwischen Osnabrück und Bielefeld rollen: Die Qualität des Angebots im Personenverkehr lässt tagsüber keine zusätzlichen Güterzüge zu, außerdem ist der Abschnitt Dissen-Bad Rothenfelde – Steinhagen zur EXPO 2000 nur für Leichttriebwagen mit einem Achsdruck von 20 t ausgebaut worden.
 

H wie Haltepunkte

Der neue Haller Willem hält von Osnabrück Hbf kommend in Sutthausen, Oesede, Kloster Oesede, Wellendorf, Hilter und Dissen-Bad Rothenfelde. Bis auf Kloster Oesede, wo der Haltepunkt in die Nähe der Ortsmitte verlegt wird, befinden sich alle Haltepunkte am alten Standort. Die Bahnhofsgebäude, inzwischen im Privatbesitz, werden nicht mehr benötigt. Für einen reibungslosen Ein- und Ausstieg der Reisenden sorgen neue 100 Meter lange Bahnsteige, die mit Wetterschutzhäuschen ausgestattet sind. Der Haltepunkt Sutthausen trägt sogar die unverwechselbare Handschrift des Künstlers Volker-Johannes Trieb, der sein Atelier gleich nebenan hat. Mit 76 cm liegen alle Bahnsteige auf einer Höhe mit dem Fahrzeugboden – für mobilitätseingeschränkte Menschen genauso wichtig wie die stufenlose Zuwegung. Im Umfeld der Haltepunkte stehen Parkplätze und überdachte Fahrradständer zur Verfügung. Diese Ausstattung ist bei den Haltepunkten ab Dissen-Bad Rothenfelde seit der Expo 2000 Standard: Von dort aus geht die Fahrt weiter über Westbarthausen, Borgholzhausen, Hesseln, Halle Gerry-Weber-Stadion, Halle, Künsebeck, Steinhagen, Steinhagen Bielefelder Str., Quelle, Quelle Kupferheide und Brackwede nach Bielefeld Hbf. Um das Potenzial im niedersächsischen Streckenabschnitt noch besser auszunutzen, sind nach Meinung der IHW weitere Haltepunkte z.B. am Osnabrücker Rosenplatz nötig.
 

I wie Investitions- und Betriebskosten

Die Investitionskosten für die Sanierung der Strecke beliefen sich für das Infrastrukturunternehmen VLO auf insgesamt 16,3 Mio. Euro. Davon entfielen 9.7 Mio. Euro auf Arbeiten am Oberbau, 5,2 Mio. auf die Sicherung der Übergänge sowie 1,4 Mio. auf Planungsleistungen. Diese Kosten wurden zu 75 % vom Aufgabenträger LNVG übernommen. Die restlichen 25 % kann die VLO ebenso wie ihre Betriebskosten über Trassengebühren auf das Verkehrsunternehmen (z.B. die NordWestBahn) abwälzen, so dass ihr kein Defizit entsteht. Der Aufgabenträger LNVG hat die Bestellung von Zugfahrten über den Abschreibungszeitraum von 20 Jahren garantiert und übernimmt damit die Verluste in Höhe von 3,1 Mio. Euro, die dem Verkehrsunternehmen aus der Lücke zwischen Trassengebühren, Betriebsaufwand und Fahrgeldeinnahmen entstehen. Soweit die betriebswirtschaftliche Betrachtung – betrachtet man auch die Einsparungen durch weniger Verkehrsunfälle oder die Schonung der Umwelt, erwirtschaftet der Haller Willem einen volkswirtschaftlichen Überschuss von jährlich 478000 Euro.
 

J wie Juni 2005

Ziel der Planer war es, den durchgehenden Personenverkehr zwischen Osnabrück und Bielefeld spätestens zum „kleinen Fahrplanwechsel“ am Sonntag, 12. Juni 2005 wieder aufzunehmen. Die Arbeiten sind nach dem vorgesehenen Zeitplan gelaufen, so dass dieser Termin eingehalten werden konnte.
 

K wie Kultur und Tourismus

Bis zur Einstellung des Personenverkehrs 1984 gehörte eine Fahrt mit dem Haller Willem in den Teutoburger Wald zu den beliebten Osnabrücker Sonntagsausflügen. Zahlreiche Kurgäste benutzten den Zug zur Anreise nach Bad Rothenfelde. Mit der Reaktivierung wurde an diese Tradition angeknüpft, denn gerade am Wochenende entdecken die Menschen den Haller Willem für ihre Freizeitmobilität. Neben dem Kurort Bad Rothenfelde laden auch der Geo-Naturpark, der Dissener Jazzclub oder das Gerry-Weber-Stadion in Halle zu einem Besuch mit dem Haller Willem ein. Erfolgreich gestartet und inzwischen schon in Reiseprospekten als Pauschalreise zu finden ist seit dem EXPO-Jahr 2000 die Bahn-Rad-Route „Teuto-Senne“. Sie führt entlang der von der NordWestBahn betriebenen Regionalbahnen Haller Willem und Sennebahn von Osnabrück über Bielefeld nach Paderborn. Radler können dabei Teilstrecken bequem mit der Bahn zurücklegen. Für Wanderer gibt es  viele Möglichkeiten, in eine Wandertour einzusteigen – vor allem auf den berühmten „Hermannsweg“, der über den Kamm des Teutoburger Waldes parallel zum Haller Willem verläuft. Einen anderen Akzent haben Kulturschaffende entlang der Strecke gesetzt: Nachdem schon zur EXPO 2000 ein Skulpturenpfad zwischen der Steinhagener Ortsmitte und dem Bahnhof entstanden war, wurden weitere Stationen mit Kunstobjekten geschmückt, so z.B. in Borgholzhausen oder Dissen-Bad Rothenfelde. Der überregional bekannte Sutthauser Künstler Volker-Johannes Trieb hat außerdem beginnend am Haltepunkt Sutthausen einen Skulpturenpark in der Düteaue umgesetzt.
 

L wie Länge und andere Daten

  • Länge der reaktivierten Gleise zwischen Osnabrück-Hörne und Dissen-Bad Rothenfelde: 23 km
  • Länge der Gesamtstrecke zwischen Osnabrück Hbf und Bielfeld Hbf: 57 km
  • Höchster Punkt: Hankenberge auf 177 m über NN (zum Vergleich: Oesede 94 m, Dissen-Bad Rothenfelde 97 m)
  • Eröffnung der Gesamtstrecke Osnabrück – Bielefeld: 1886
  • Einstellung des Personenverkehrs zwischen Osnabrück und Dissen-Bad Rothenfelde: 1984
  • Einstellung des Güterverkehrs zwischen Osnabrück und Dissen-Bad Rothenfelde: 1991-1993
  • Eröffnung der EXPO-Strecke Dissen-Bad Rothenfelde – Bielefeld: 2000
     
  • M wie Malbergen

    In Malbergen werden die Züge nach dem Willen des Aufgabenträgers vorerst nicht halten. Der Haller Willem soll zunächst mit den Stationen reaktiviert werden, die 1984 noch in Betrieb waren – der Malberger Bahnhof war wie der in Hankenberge schon Anfang der 1980er Jahre geschlossen worden. Früher diente er nicht nur der Ortschaft Malbergen, sondern war vor allem wichtig für Alt-GMHütte und das Stahlwerk. Wanderer aus Osnabrück stiegen in Malbergen aus dem Zug und erreichten von hier aus den Dörenberg und Bad Iburg. Sollte eine höhere Qualität des Angebots einen weiteren X-Bahnhof erforderlich machen, haben die Planer u.a. Malbergen dafür ins Auge gefasst.
     

    N wie Nordwestbahn

    Die Nordwestbahn betreibt seit Dezember 2003 mit modernen Talenten den westfälischen Teil des Haller Willem zwischen Dissen-Bad Rothenfelde und Bielefeld. Der Vertrag läuft nach einer anfänglichen Befristung und anschließenden europaweiten Ausschreibung nun bis Ende 2013. Durch diesen Lückenschluss entsteht ein durchgehendes Netz der Nordwestbahn von der Nordseeküste bis ins Weserbergland.
     

    O wie OS-Bahn

    Der neue Nahverkehrsplan für die Region Osnabrück geht in seinen Zukunftsvisionen über die reine Reaktivierung des Haller Willem hinaus. Zur optimalen Anbindung der Osnabrücker Innenstadt stellen sich die Planer zusätzliche Stationen am Rosenplatz und am Berliner Platz vor. Dazu soll der Haller Willem über eine neue Verbindungskurve über den früheren Osnabrücker Güterbahnhof in den unteren Teil des Hauptbahnhofs geführt werden und weiter über den Hasetorbahnhof und Eversburg auf die ebenfalls zu reaktivierende Tecklenburger Nordbahn (siehe Internetseite der PlaNOS). Echte Zukunftsmusik ist dagegen die Stadtbahn, nämlich die Weiterführung von Zügen aus der Region auf Straßenbahngleisen direkt in die Innenstadt, z.B. zum Neumarkt.
     

    P wie Preise

    Die Preise von Bahn- und Busverkehr bewegen sich im Osnabrücker Land generell auf unterschiedlicher Höhe. Bisher ist es nicht gelungen, einen mit erheblichen Einnahmeverlusten verbundenen Gemeinschaftstarif zu organisieren. Beim Haller Willem wurde ab 2005 allerdings ein viel versprechender Anfang gemacht. Mit dem VOS-Plus-Tarif können die Fahrgäste zwischen dem Haller Willem und dem Südkreis-Busverkehr umkompliziert umsteigen. Weiterhin bestehen bleibt für Nur-Busfahrer der VOS-Bustarif.
     

    Q wie Qualität des Angebots

    Der Aufgabenträger LNVG bestellt für die Verbindung Osnabrück – Bielefeld montags bis samstags sowie sonntagnachmittags einen Stundentakt, sonntagvormittags einen Zwei-Stunden-Takt. Die Betriebszeiten sind werktags von 5:00 bis 22:00 Uhr, sonn- und feiertags fahren die Talente von 8:00 bis 22:00 Uhr. Leider fehlen an Samstagen noch Spätverbindungen für den Freizeitverkehr nach 21 Uhr aus den beiden Oberzentren in die Region. Wenn sich Fahrgastpotenzial sowie die Investitions- und Betriebskosten im erwarteten Rahmen bewegen, ist auch eine Ausweitung der Taktfrequenz in den Hauptverkehrszeiten denkbar. Dies setzt allerdings zusätzliche X-Bahnhöfe voraus.
     

    R wie Reisezeiten

    Die Reisezeit von Dissen-Bad Rothenfelde nach Osnabrück beträgt 32 Minuten, von Hilter sind es 28. Von Wellendorf gelangt man mit dem Haller Willem in 20 Minuten nach Osnabrück, von Kloster Oesede in 16 und von Oesede in knapp 12 Minuten. Spürbare Reisezeitverkürzungen von bis zu einer Stunde haben sich vor allem für Fahrten aus Steinhagen, Halle oder Borgholzhausen nach Osnabrück und umgekehrt aus Niedersachsen in das ostwestfälische Umland ergeben. Grund: Zeitraubende Umwege über Herford und das Umsteigen zwischen Bahn und Bus in Dissen-Bad Rothenfelde sind entfallen. Die Auswertung der Fahrgastzahlen beweist, dass gerade mit diesen grenzüberschreitenden Verkehren ein wichtiges Potenzial für den Haller Willem erreicht wurde.
     

    S wie Schließzeiten der Bahnübergänge

    Für die Sicherung der Bahnübergänge kommt auf dem reaktivierten Abschnitt moderne Technik der Firma Scheidt & Bachmann zum Einsatz. Sie gewährleistet kurze Schließzeiten. An den Bahnhöfen ist der Abstand zwischen Bahnsteig und Bahnübergang mit 30 m so gewählt, dass ein Durchrutschweg gewährleistet ist und die Züge erst beim Anfahren die Schranken schließen. Von den bisher 35 Übergängen sind die 12 weniger stark belasteten mit Lichtzeichenanlagen und Gong gesichert, 15 stark belastete zusätzlich mit Halbschranken. Acht Übergänge sind geschlossen und mit anderen zusammen gelegt worden.
     

    T wie Talente

    Seit Dezember 2003 setzt die Nordwestbahn auf dem Haller Willem neue Triebzüge vom Typ „Talent“ des Herstellers Bombardier ein. Die in Aachen gebauten zwei- oder dreiteiligen Talente haben einen dieselmechanischen Antrieb mit zwei 430-PS-Motoren. Auf eine Länge von 34,6 (Zweiteiler) bzw. 49,5 m (Dreiteiler) bieten sie 92 bzw. 141 Reisenden einen Sitzplatz. Zum besonderen Komfort der Talente gehören eine Klimaanlage, eine Audioanlage mit sechs Kanälen und Kopfhöreranschluss an den Sitzplätzen, ein Heißgetränkeautomat, ein Fahrkartenautomat, Komfortsitze mit Armlehnen, Kopfstützen und Tischchen, ein Mehrzweckbereich mit 12 Fahrradstellplätzen und ein behindertengerechtes WC. Den ebenerdigen Einstieg erleichtert eine Rollstuhlrampe. Allerdings: Ihre Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h können die Talente zwischen Osnabrück und Brackwede nicht ausfahren, denn hier gilt Tempo 80.
     

    U wie Umsteigeverbindungen

    In Osnabrück und Bielefeld ist der Haller Willem mit anderen Nahverkehrsstrecken verknüpft. In Osnabrück gibt es Umstiegsmöglichkeiten zu den Zügen nach Rheine, Oldenburg, Bremen, Melle und Münster. In Bielefeld gibt es weitere Umsteigeverbindungen nach Gütersloh, Hamm, Herford, Minden, Detmold oder Paderborn. Leider können nicht in alle Richtungen günstige Anschlüsse realisiert werden.
     

    V wie Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen

    Seit der Bahnreform 1994 wird zwischen dem Betrieb von Verkehr und Infrastruktur unterschieden. Die Infrastrukturunternehmen unterhalten Gleisanlagen und Bahnhöfe. Für die Benutzung durch Züge der Verkehrsunternehmen erhalten sie Trassengebühren, eine Art kilometerabhängige Maut. Im Gegenzug müssen sie allen Verkehrsunternehmen diskriminierungsfreien Zugang zu ihrer Infrastruktur gewährleisten. Die Züge des Haller Willem werden weitgehend auf den Gleisen des Infrastrukturunternehmens DB Netz AG rollen – zwischen Osnabrück-Hörne und Dissen-Bad Rothenfelde ist dagegen die kreiseigene Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück zuständig. Nach einer europaweiten Ausschreibung durch die beiden Aufgabenträger erbringt die Nordwestbahn noch bis 2013 den Personenverkehr. Daneben kann jedes weitere Verkehrsunternehmen z.B. für Güterverkehr von der VLO eine Trasse verlangen, wenn sie verfügbar ist.
     

    W wie Wilhelm Stuckemeyer

    Wilhelm Stuckemeyer ist der Namensvater des Haller Willem. Der 1861 in Melle geborene Fuhrunternehmer zog nach Halle um und legte zweimal täglich mit seinem Fuhrwerk die Strecke zwischen Halle und Bielefeld zurück. Wilhelm Stuckemeyer war bekannt wegen seines Gewichts von drei Zentnern und seiner lustigen Art. Die im August 1886 eröffnete Eisenbahn Osnabrück – Bielefeld machte ihn arbeitslos. Er eröffnete daraufhin in Halle eine Gaststätte mit Kolonialwarenladen. 1903 verstarb der „Haller Willem“, sein Spitzname hatte sich in der Bevölkerung aber längst auf die Bahnstrecke übertragen.
     

    X wie X-Bahnhöfe

    Kurzform für Kreuzungs-Bahnhöfe. Zwischen Osnabrück-Hörne und Brackwede ist die Strecke des Haller Willem eingleisig. Züge können sich daher nur in mehrgleisig ausgebauten Bahnhöfen begegnen oder überholen. Weil sich bei einem Stundentakt die Züge nach 30 Minuten Fahrzeit begegnen, ist Wellendorf neben Halle und Bielefeld-Quelle als X-Bahnhof ausgewählt worden. Um einen dichteren Takt oder Güterzüge fahren zu können, sind weitere X-Bahnhöfe notwendig. Nach bisherigen Berechnungen wird dies zwischen Sutthausen und Malbergen der Fall sein.
     

    Y wie Y-Schwellen

    Y-Schwellen gehören zum besten Material, das der moderne Gleisbau zu bieten hat. Bei der Reaktivierung des Haller Willem wurden rund 18.000 Stück auf der gesamten Länge zwischen Osnabrück-Hörne und Dissen-Bad Rothenfelde verbaut. Sie zeichnen sich gegenüber herkömmlichen Schwelllen aus durch geringeren Materialverbrauch, höhere Festigkeit und Lagestabilität, längere Haltbarkeit und geringere Geräuschentwicklung. Die Y-Schwellen für den Haller Willem wurden bei den Salzgitter-Werken hergestellt.
     

    Z wie Zeitschiene

    Seit dem 12. Januar 2004 lief die Anlieferung des Materials entlang der gesamten Strecke. Von den Bahnhöfen Oesede und Hilter aus wurden vor allem die neuen Y-Schwellen per Bauzug verteilt. Parallel fand ein großzügiger Freischnitt statt, um einen problemlosen Baufortschritt zu gewährleisten. Nach dem ersten Spatenstich am 13. Februar 2004 begannen die eigentlichen Arbeiten. Zunächst wurden die alten Schienen mit dem Profil S49 von den Schwellen gelöst, zerteilt und in den Seitengräben gelagert. Sämtliche Altschwellen wurden entsorgt. Das Schotterbett musste von Wurzeln und Humus maschinell gereinigt und anschließend ergänzt werden. Die neuen Y-Schwellen wurden in das neue Schotterbett gelegt und zunächst mit den alten Schienen versehen. So war die Befahrbarkeit für die Bauzüge wieder hergestellt, die nun die neuen Schienen mit dem Profil S54 anliefern konnten. Diese mussten einzeln verschweißt werden. Bis Mitte Oktober 2004 waren die Arbeiten am Oberbau abgeschlossen. Von Anfang August 2004 bis April 2005 wurden die Bahnsteige der Haltepunkte errichtet. Der Umbau der Bahnübergänge und ihre Ausrüstung mit moderner Elektronik erfolgte parallel zur Sanierung des Oberbaus. Anschließend musste die Strecke mit dem X-Bahnhof Wellendorf signalisiert werden, bevor Anfang 2005 die ersten Testfahrten auf der neuen Strecke beginnen konnten. Sie waren Voraussetzung für die technische Genehmigung des Haller Willem und den Betriebsstart im Juni 2005.